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RNZ 8.3.2006: „Stadt am Fluss light“: Nette Idee, aber…

„Stadt am Fluss light“: Nette Idee, aber…
Nur ein paar Stadträte sind begeistert – Viele Bedenkenträger

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Drei Meter unter der Uferstraße könnte eine schwimmende Promenade die Menschen zum Flanieren einladen, die Stadt wieder näher an den Fluss rücken. Die Architekten Herbstrieth und Weishuhn könnten sich auch einen Anleger für das Solarboot bei der Heuscheuer vorstellen. Doch vorerst bleibt es nur bei den Ideen der Heidelberger – die Verwaltung ist skeptisch. Grafik: Studio Mobile Concepts

Von Götz Münstermann

So viele Entscheidungsträger wollen die „Stadt am Fluss“, den „Lebendigen Neckar“, den Fluss für die Menschen zurück erobern. Sogar Wahlkämpfe wurden schon mit dem Thema bestritten. Aber offenbar wartet man lieber auf den Sankt Nimmerleinstag, wenn die Millionen für eine große Tunnellösung sprudeln. Die Idee für „Stadt am Fluss light“ will man nur im Hinterkopf behalten.

Die Idee ist eigentlich so einfach und bestechend und wäre bei einer Realisierung für die romantische Stadt am Neckar mehr als nur eine Bereicherung: Ein schwimmender Steg vom Schiffsanleger bis zum Synagogenplatz, mit Kiosk oder Bistro, einem Restaurant und einem Schiffsanleger für das Solarboot könnten neben der bisherigen Schiffsanlegestelle für die Weiße Flotte das Altstadt-Neckarufer zu einem Erlebnisraum für die Menschen machen. Übergänge von Jubiläums-, Montpellier-, Krahnen- und Synagogenplatz würden einen Zugang über die vielbefahrene Bundesstraße ermöglichen – mal per Fußgängerüberweg, mal als Unterführung und mal mit einem Steg. Kosten: sechs bis zehn Millionen Euro. Und warum das Ganze? Weil die „Stadt am Fluss“ mit einem Neckarufertunnel zwar vom Gemeinderat beschlossen wurde – aber wohl kaum finanziert werden kann.

Kein Ersatz für Tunnellösung
Mit dem Zustand, dass man viel redet, sich aber nichts am Neckarufer tut, wollten sich die beiden Heidelberger Architekten Nils Herbstrieth und Uwe Weishuhn von Studio Mobile Concepts nicht abfinden. Sie möchten lieber „kleine Schritte gehen, als auf den großen Wurf zu warten“. Ihre Ideenskizze, ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, durften sie gestern Nachmittag dem Stadtentwicklungsausschuss des Gemeinderates vorstellen. Doch Enthusiasmus machte sich nicht breit, vor allem Skepsis und Bedenken wurden laut: Oberbürgermeisterin Beate Weber fürchtet, dass es Ärger mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt geben könnte; der Neckar ist ja eine Bundeswasserstraße. Baubürgermeister Raban von der Malsburg und so mancher Gemeinderat hofft weiter auf den Neckarufertunnel, wenn auch auf absehbare Zeit kein Geld für solch ein Mammutprojekt in Sicht ist. Klar ist, dass der bestehende Verkehr durch das „Light“-Projekt nicht verlagert würde. Aber der „Balkon über dem Fluss“ (Malsburg) soll ja auch nicht eine vielleicht doch mal mögliche Tunnellösung ersetzen – sondern ergänzen, wie die beiden Architekten betonen.

Peter Holschuh (GAL) und Klaus Pflüger (Freie Wähler) forderten, dass die Verwaltung mögliche Kosten und Realisierungschancen prüft. Doch die OB sagte nur zu, dass man möglicherweise Elemente der Ideenskizze umzusetzen versucht, wenn Teile der maroden Neckarufermauer demnächst wieder hergerichtet werden. Malsburg kündigte nämlich in der Sitzung an, dass das Ufer in einem „sehr unerfreulichen Zustand“ sei, was allemal in Angriff genommen werden müsse. „Das wird eine sehr teure Angelegenheit“, so Malsburg. Offenbar wollte keiner der Stadträte den Antrag stellen, dass man diese Gelegenheit für eine Aufwertung des gesamten Areals nutzt. Man einigte sich darauf, dass man die Idee des Projektes „Stadt am Fluss light“ im Hinterkopf behält. Und wahrscheinlich bleibt das Altstadt-Neckarufer weiterhin eine „Schmuddelecke“, wie es Ursula Lorenz (Freie Wähler) nennt.

c rnz online 8.3.06

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