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RNZ 25.11.2005: Wie man „Stadt am Fluss“ hinbekommen kann

Wie man „Stadt am Fluss“ hinbekommen kann
Mit einer „abgespeckten“ Version eines Uferstegs – ohne Neckarufertunnel – wollen Planer die Altstadt an den Fluss wieder heranführen

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So stellen sich die Planer von „studio mobile concepts“ ihre Version von „Stadt am Fluss light“ vor: Der Neckarlauer an der Stadthalle soll bis kurz vor die Alte Brücke (Höhe Synagogenplatz) verlängert werden – sei es als Uferbefestigung, sei als als schwimmender Steg. An den 650 Metern der neuen Neckarpromenade könnten dann Infohäuschen und Cafés entstehen. Grafik: studio mobile concepts

Von Micha Hörnle

Gibt es doch eine Chance für eine Art „Stadt am Fluss light“? Schon – wenn es nach den Vorstellungen des Heidelberger Planerbüros „studio mobile concepts“ geht. Denn auch ohne den nicht unumstrittenen Neckarufertunnel könnte man den Neckar wieder erlebbar machen: Indem man die B37 zwar belässt, aber den jetzigen Neckarlauer zwischen Stadthalle und Alter Brücke zur Flaniermeile ausbaut und die Plätze jenseits der B37 einbindet.

Vor einem knappen halben Jahr fragte die RNZ mal wieder: Was macht eigentlich das Projekt „Stadt am Fluss“? Nur um nachher herauszufinden, dass sich eigentlich niemand mehr damit beschäftigt. Irrtum. Denn Nils Herbstrieth und Uwe Weishuhn von „studio mobile concepts“ stellten ihre Pläne für eine abgespeckte Version von „Stadt am Fluss“ vor, eben ohne Neckarufertunnel. Der, so ergab die im Sande verlaufene Diskussion der letzten Jahre, sei erstens ziemlich teuer und zweitens wolle ihn auch nicht jeder – zur Erinnerung: Gerade die „Bürger für Heidelberg“ argumentierten für eine Königstuhltrasse, da der Neckarufertunnel wegen des Grundwassers technisch kaum machbar sei.

Einen Teil der Neckarpromenade gibt es schon mit dem Neckarlauer

Voraussetzung des „studio mobile concepts“-Plans ist also, dass es zwar mit einem Tunnel am Neckar nichts wird, aber doch dringend etwas geschehen muss, denn der Altstädter Uferabschnitt ist eine städtebauliche Tristesse, die niemanden zum Verweilen einlädt. Wie wäre es, so fragten Herbstrieth und Weishuhn, wenn man nicht einfach die B37 auf den Neckarstaden so lässt, wie sie ist, aber dafür den Neckarlauer von der Stadthalle bis kurz vor der Alten Brücke ausbaut? Und auf diesen gut 650 Metern könnten die Heidelberger und ihre Gäste wieder den Fluss entdecken.

Ein Vorteil wäre allein schon, dass ein Teil des Lauers, gut 350 Meter, schon da ist: Es ist der Teil, der von der Weißen Flotte als Schiffsanleger genutzt wird. Man müsste ihn nur verlängern und ein bisschen aufpeppen – entweder als befestigtes Ufer oder „schwimmend“, als eine Art breiter Steg. Außerdem könnte man auch noch die vernachlässigten (da bisher kaum wahrgenommenen) Plätze jenseits des Neckarstadens integrieren: Denn wer geht heute schon auf den Jubiläums-, Montpellier-, Krahnen- und Synagogenplatz? Man könnte aber diese Plätze nutzen, wenn man sie an den Neckarboulevard heranführen könnte: Sei es mit einer Unterführung, Fußgängerampel oder mit einem Treppenübergang. Dann könnte man auch die Leute aus der Hauptstraße wieder über die Plätze an den Fluss locken – und in einem Zug die bisher vergessenen Nebenstraßen aufwerten.

Keine Frage: Ein bisschen Geld müsste die Stadt schon in die Hand nehmen, denn immerhin muss man die Böschung neu bauen – mal als Mauer, mal als Treppe zum Neckar hin, dazu kämen die Kosten für die Unterführung und etliche Neubauten (wie zum Beispiel ein würdiges Kassenhäuschen für die Rhein-Neckar-Fahrgastschifffahrt).

Natürlich haben die beiden Planer nicht alles bis auf die letzte Kommastelle durchgerechnet, man gab „so zwischen sechs und zehn Millionen“ als Hausnummer an. Das wäre auch davon abhängig, wie viel man umgestalten will: Soll ein Teil der jetzigen Mauer zu einer Art Riesentreppe zum Neckarhin werden? Wie groß müssen die Unter- und Überführungen von den Plätzen zum Flussufer werden? Sollen ein paar zurückhaltende wie schicke neue Gebäude entstehen? So denken Herbstrieth und Weishuhn an ein neues Café am Solarbootanleger am Jubiläumsplatz, an einen neuen Weiße-Flotte-Anleger (Montpellierplatz), an ein Restaurant (Krahnenplatz) oder an einen kombinierten Informations- und Souvenirstand am Synagogenplatz?

In jedem Fall gilt: „Das wird kein gigantisches Millionenprojekt“, jedenfalls nichts im Vergleich zum Tunnel. So ein Argument hat in einer finanziell klammen Stadt einen besonderen Charme. Und so waren die Reaktionen recht euphorisch: „Wenn das Wasser- und Schifffahrtsamt mitmacht, dann machen wir das“, jubelte etwas früh SPD-Stadtrat Thomas Krczal, auch Ursula Lorenz (Freie Wähler) schien nicht abgeneigt. Nur Roger Schladitz (SPD) sah in diesen Plänen schon einen vorzeitigen Abgesang auf den von ihm gewünschten Neckarufertunnel: „Für mich ist das eine Kapitualtion. Im Vergleich zur eigentlichen ‘Stadt am Fluss‘ ist das nur suboptimal und bestenfalls ein Einstieg.“ Und selbst wenn es nur ein Einstieg wäre: In der bleiernen Schwere Heidelberger Entscheidungen – zumal in dieser Sache – wäre das doch schon mal was.

c rnz online 25.11.2005

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