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RNZ 21.11.2005: Dann doch lieber über den Neckar schweben

Ein „alter Hut“ neu aufgelegt: Heidelberger Architekten, Stadt-und Landschaftsplaner lassen ihre Idee der Schwebebahn nicht sterben

Der „UNIverCITY-Shuttle“ könnte sogar für die Bewohner der künftigen Bahnstadt äußerst interessant werden. Schnelle Verbindung ins Neuenheimer Feld garantiert. Fotomontage: SMC

Von Alexander R. Wenisch

Das „studio mobile concepts“, ein Netzwerk aus Heidelberger Architekten, Stadt- und Landschaftsplanern, lässt nicht locker. Sie halten ihre Idee, das Neuenheimer Feld statt mit einer Straßen- mit einer Schwebebahn anzubinden, für die bessere Alternative. Erst recht favorisieren sie ihre Vision gegenüber der von der Uni-Spitze und von Teilen des Gemeinderates angestrebten fünften Neckarquerung.

Bereits im vergangenen Jahr hatten sie ihr Konzept erarbeitet und der Öffentlichkeit vorgestellt. Da jetzt im Dissens zwischen Stadtspitze und Universität die Frage nach der Anbindung wieder offen ist, wollen die Planer ihre Idee auch noch einmal zur Diskussion stellen.

Wie sieht das Konzept aus? Das Neuenheimer Feld soll per Schwebebahn angebunden werden. „UNIverCITY-Shuttle“ könnte der Zug heißen. Dieser könnte zwischen Marriott und Wieblinger Wehrstegs über den Neckar führen und würde damit das Naturschutzgebiet „Unterer Neckar“ nicht beeinträchtigen. Angebunden werden sollte ihrem Konzept nach der westliche Teil des Bahnhofs und damit auch die künftige Bahnstadt. Innerhalb weniger Minuten könnten die Kunden dann vom Bahnhof über den Fluss ins Zentrum des Neuenheimer Feldes gelangen – ohne Stau und ohne Umsteigen. Dies sei attraktiv, sind die beiden im Netzwerk engagierten Architekten Nils Herbstrieth und Uwe Weishuhn überzeugt, und würde Kunden zum Umsteigen bewegen. Schon gar, weil das „studio mobile concepts“ vorsieht, verschiedene Park-and-Ride-Parkhäuser zu integrieren. Eines beispielsweise auf dem Gneisenauplatz direkt am Ende des Zubringers der Autobahn 656.

In einer Konzepterweiterung könnte die Schwebebahn auch in einem Ring das komplette Neuenheimer Feld erschließen – ähnlich wie dies derzeit mit einer Straßenbahn geplant ist. Mit dem Vorteil, dass die Schwebebahn weniger Störungen durch Erschütterungen oder ihre Stromführung verursachen würde als dies von einer Straßenbahn befürchtet wird.

Die jungen Planer sind überzeugt, dass Heidelberg eine moderne und umweltverträgliche Infrastruktur benötige, keine Lösungen aus dem vergangenen Jahrhundert. Im Bereich der Forschung strebe die Universität an die Weltspitze, die Verkehrsprobleme vor der eigenen Haustür aber sollten mit „altmodischen Konzepten“ gelöst werden, kritisieren Herbstrieth und Weishuhn.

Abgeschaut haben sich die Planer ihre Idee in Dortmund, wo zwei ähnlich weit auseinander liegende Uni-Gebiete bereits seit 1984 mit einer Schwebebahn verbunden sind. Dort werden etwa 1,3 Millionen Passagiere im Jahr befördert. „In Spitzenzeiten sogar über 8000 Passagiere täglich“, so der Geschäftsführer der „H-Bahn Dortmund“, Rolf Schupp, gegenüber der RNZ. Die Bahn verkehrt in Dortmund auf unterschiedlichen Streckenabschnitten im Zehn- und Fünf-Minutentakt. Eine 1,2 Kilometer lange Streckenerweiterung hatte in Dortmund 14 Millionen Euro gekostet. Die Heidelberger Version zwischen Bahnhof und Neuenheimer Feld wäre 300 Meter länger, müsste also für einen ähnlichen Preis in Betrieb gehen können, schätzt Schupp. Der vorgeschlagene Ring durchs Feld wäre zusätzlich etwa drei Kilometer lang, so Nils Herbstrieth.

Auch wenn sich der Gemeinderat und die Unispitze über die detaillierte Trassen entlang des Klausespfades oder auf der Straße „Im Neuenheimer Feld“ noch nicht einig sind, ist die prinzipielle Entscheidung für eine Straßenbahn bereits gefallen. Die Frage ist, ob sich die Öffentlichkeit für den Vorschlag begeistern lassen kann und ob der Gemeinderat den Umstieg auf eine dritte ÖPNV-Variante neben Bussen und Bahnen in Heidelberg befürworten würde. Als Herbstrieth und Weishuhn das Konzept erarbeitet hatten, konnten sie die Freuen Wähler dafür erwärmen. Ansonsten ist Herbstrieth sicher, habe sich von den politischen Vertretern noch niemand ernsthaft mit der Idee auseinander gesetzt. Und auch Uni-Rektor Peter Hommelhof, der bislang stärkste Verfechter einer Autobrücke als fünfte Neckarquerung, würden sie gerne davon überzeugen, dass ihre Schwebebahn die attraktivere, günstigere und umweltfreundliche Variante ist.

INFO: Mehr zur Schwebebahn des „studio mobile concepts“ beim Infoabend am Dienstag, 22. Nov. , Literaturcafé in der Stadtbücherei. 20 Uhr.

c rnz online 21.11.05

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